
Christliche Religiosität in Ostdeutschland im Spiegel familiärer Weitergabe
Tagungsbeschreibung
Christliche Religiosität gilt seit Jahrhunderten als tragendes Element kultureller Traditionen in Deutschland. Neben der Kirche war und ist es die Familie, in der der christliche Glaube lebensweltliche Relevanz erfährt, etwa bei Festen wie Taufe oder Konfirmation. Umgekehrt wurde Familie häufig gerade durch religiös gerahmte Feste konstituiert. In jüngerer Zeit ist die sozialisierende Wirkung christlicher Religiosität rückläufig. So bekannt dieser Befund ist, so wenig wissen wir darüber, wie religiöse Wertbezüge in Familien entstehen und zwischen den Generationen weitergegeben werden, insbesondere dann, wenn familiäre Tradierungslogiken angesichts zunehmend säkularisierter Kontexte an sozialer Anschlussfähigkeit verlieren.
Auf der Tagung werden u.a. folgende Fragen eines interdisziplinären Forschungsprojektes mit ostdeutschen Mehrgenerationenfamilien diskutiert: Wie sind normative Deutungsmuster im Alltag der Familien verankert? Was genau führt dazu, dass Großeltern, Eltern und Kinder an die Erfahrungen und normativen Prägungen der jeweils anderen Generationen anschließen oder diese modifizieren oder sich gänzlich von ihnen abwenden? Gerade vor dem Kontext kultureller Uneindeutigkeit und widerstreitender sozialer Handlungsanforderungen ist zu fragen, welche Strategien religiöse und nicht religiöse Familien entwickeln, um ihre normative Selbstverortung zu gestalten und dadurch zu bewahren. Die Ergebnisse des Projektes werden auf der Tagung in breitere soziologische Perspektiven eingebettet und praktisch-theologischen wie kirchentheoretischen Deutungen unterzogen. Die Tagung richtet sich an eine wissenschaftlich interessierte Öffentlichkeit sowie an ein allgemein an Fragen der religiösen und gesellschaftspolitischen Kultur interessiertes Publikum.

Tagungsplakat
Tagungsprogramm
10.00 Uhr: Begrüßung & thematische Einführung
Was Familien wichtig ist: Pfade der Tradierung in ostdeutschen Dreigenerationenfamilien
Dr. Hagen Findeis, DFG-Projekt Religiosität in Ostdeutschland, Universität Halle-Wittenberg
Response: Prof. Dr. Christel Gärtner, Exzellenzcluster Religion und Politik, Universität Münster
11.30 Uhr: Religions- und kirchensoziologische Perspektiven
Die Entwicklung von Religiosität und Kirchlichkeit in Ostdeutschland von 1990 bis heute. Empirische Befunde und ihre Erklärung
Prof. Dr. Detlef Pollack, Seniorprofessor für Religionssoziologie, Universität Münster &
Dr. Edgar Wunder, Sozialwissenschaftliches Institut der EKD
13.00 Uhr: Mittagspause
14.00 Uhr: Zugänge zur familialen Binnenwelt
Weltsichten im Wandel. Drei Familiengenerationen im säkularisierten Umfeld
Dr. Lena Dreier, Institut für Soziologie, Universität Münster
Was Menschen durch Fotos über ihre Familie erzählen
Anna von Elm, DFG-Projekt Religiosität in Ostdeutschland, Universität Halle-Wittenberg
Umgang mit Kontingenz in Familien
Nikolai Steinestel, DFG-Projekt Religiosität in Ostdeutschland, Universität Halle-Wittenberg
15.30 Uhr: Kaffeepause
16.00 Uhr: Praktisch-theologische Deutungen
Brauchen wir ein neues Verständnis „der Situation“? Ein praktisch-theologischer Kommentar
Dr. Friederike Eriksen-Wendt, Oberkirchenrätin im Kirchenamt der EKD
Inwiefern lässt sich Familie handlungsorientierend adressieren? Praktisch-theologische und religionspädagogische Impulse
Prof. Dr. Michael Domsgen, Professur für Ev. Religionspädagogik, Universität Halle-Wittenberg
17.30 Uhr: Tagungskommentar & Abschlussdiskussion
Prof. Dr. Monika Wohlrab-Sahr, Professur für Kultursoziologie, Universität Leipzig
Tagungsinformationen
Die Tagung findet am 09.05.2025 ganztägig im Löwengebäude der Universität Halle statt (Universitätsplatz 11, 06108 Halle). Für eine Teilnahme erbitten wir Ihre vorherige Anmeldung bis zum 22.04.2025 unter der Email-Adresse ost-familien@forschung.uni-halle.de
Anfahrt
Vom Hauptbahnhof:
- mit der Straßenbahnlinie 7 (Kröllwitz) bis "Neues Theater", dann 5 Minuten zu Fuß
- Mit den Linien 2,5,10 bis "Joliot-Curie-Platz", dann 7 Minuten zu Fuß
Parkmöglichkeiten für ein Auto gibt es nicht direkt am Campus, empfohlen werden
- das "B&B Parkhaus" am Hansering, dann 10 Minuten Fußweg
- das "Parkhaus Händel-Karree" in der Dachritzstraße, dann 10 Minuten Fußweg